Bad Vöslau

06 Feb 2025 - m

Bad Vöslau

Durch die Eröffung des Thermalbads 1822 und die Eröffnung der Südbahn 1842 ist Bad Vöslau ab der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts ein beliebter Kurort. Sind es anfänglich die Grafen von Fries und Adelige, die das Gesicht des Ortes gestalten, zieht es ab Mitte des 19. Jahrhunderts auch das Großbürgertum und später die gehobene jüdische Gesellschaft zur Sommerfrische nach Bad Vöslau. Zur Unterbringung der Sommergäste werden viele Villen erbaut, die entweder ihren betuchten Eigentümern als Sommerresidenz dienen oder als Anlageobjekt in der Saison vermietet werden. Auch die 1834 von Bankier Geymüller gegründete Kammgarnfabrik trägt zur regen Wohnbautätigkeit bei, da viele der höheren Angestellten in deutschen Textilzentren angeworben wurden und mit ihren Familien in Dienstwohnungen untergebracht werden. Vom Einbruch des Tourismus während des 1. Weltkriegs kann sich Bad Vöslau noch erholen, als aber 1938 die jüdischen Gäste und Hauseigentümer nicht mehr erwünscht sind, beginnt der Abstieg. 1978 wird auch noch die Kammgarnfabrik geschlossen. Die Villen erleben bewegte Zeiten durch Verfall, Abriss oder als umkämpfte Rückstellungsobjekte, aber viele sind heute wieder ein Zuhause geworden.

Villa Kunewalder (Dr. Sigmund Stransky Straße 10), die Pläne stammen von Otto Wagner, erbaut 1870 im Stil von Palladio.

Villa Kunewalder

Einige weitere, in der 2. Hälfte des 19. Jahrhundert höchst namhafte Architekten, waren planerisch ebenfalls in Bad Vöslau tätig:

Josef Georg Kornhäusel, einer der bedeutendsten Vertreter des Wiener Klassizismus, plante die Villa Pereira-Arnstein (Badner Straße 2, später das derzeit geschlossene Cafe Thermalbad).

Villa Pereira-Arnstein

Das Jägerhaus (Roseggerstrasse 43) zählt zu den Frühwerken Theophil Hansens.

Jägerhaus

Das Büro Hellmer & Fellner, eigentlich spezialisiert auf die Planung von Theatern in der gesamten Donaumonarchie (Volkstheater und Ronacher in Wien, Grazer Oper, uvm.) , entwarfen die beiden identen Villen Dr.-Siegmund-Stranskystrasse 13/ Anzengruberstrasse 6,

Waldhäuser

und Ludwig Baumann, der von Arthur Krupp als Chefplaner für Berndorf engargiert wurde, die Villa Pazelt (Hochstrasse 20)

Villa Pazelt

Berühmte Kurgäste waren u.a. Arthur Schnitzler, der nach eigener Aussage im Thermalbad das Schwimmen erlernte,

Marienvilla

und Theodor Herzl.

Storchenvilla

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Florian Thajer, Wien (webcomplains35t00fjaf@thajer.com)

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